Halt auf freier Strecke

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Halt auf freier Strecke

Beitragvon ascari » Sa 16. Feb 2013, 12:23

Hallo ihr Lieben

Habe am Donnerstag den Film auf DVD gesehen.
Er hat mich tief berüht.
Hätte mir so eine Krankheit wie einen Gehirntumor nie vorgestellt.
Der Film war so realistisch gemacht,dass er fast wie eine Dokumentation wirkte.
Wir schauten ihn uns zu dritt an,und so kam auch wieder die Diskussion auf,
was ist einfacher zu ertragen,ein kurzer plötzlicher Tod ohne sich verabschieden zu können,
oder eine lange Krankheit mit einer Vorbereitung auf den Tod und Verabschiedung vom Partner.

Ich kann die Frage nicht beantworten.

Wahrscheinlich ist beides gleich schlimm,wir verlieren das Liebste,was wir haben.
Und damit müssen wir weiterleben.

Liebe Grüsse
Marion
Warum bist du nur von mir gegangen?
Ich vermisse dich so sehr.....

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Re: Halt auf freier Strecke

Beitragvon maks » Sa 16. Feb 2013, 18:01

Hallo Marion,

Mein Mann hatte zwar keinen Gehirntumor, sondern anderweitig Krebs.
Dennoch, die Wirklichkeit war schlimmer als der Film...

ansonsten gebe ich Dir Recht: "Wahrscheinlich ist beides gleich schlimm. Wir verlieren das Liebste, was wir haben. Damit müssen wir weiterleben."

freundliche Grüße
maks
 
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Re: Halt auf freier Strecke

Beitragvon ellimic » Sa 16. Feb 2013, 22:33

Hallo Marion,

ich hätte mir den Film im Kino anschauen können. Aber warum? Mein Mann starb an Hirntumor.
Trotzdem schnell und überraschend, denn 10 Tage nach der Diagnose war er tot.

Klar ist die Frage, was besser ist: ein schneller Tod oder ein langsamer, wie die Frage nach Pest oder Cholera.
Ich denke, für den, der stirbt, ist ein schneller Tod das Beste, aber für die Hinterbliebenen ist der Schock vielleicht größer als bei einem Tod, auf den man sich vorbereiten konnte (ich rede wohlgemerkt nur von dem Schock, nicht von dem Schmerz- der ist immer gleich, vermute ich). Falls ich es mir aussuchen könnte, würde ich für mich einen Tod vorziehen, der es mir ermöglichte, für meine noch relativ kleinen Kinder einiges zu regeln und sie auf das Leben nach meinem Tod vorzubereiten.
Zu meiner Mutter aber habe ich einmal gesagt, ich wünsche ihr einen schnellen Tod, auch wenn ich dann sehr traurig sein werde.

Liebe Grüße
Ellen
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Re: Halt auf freier Strecke

Beitragvon kim » Sa 16. Feb 2013, 23:24

Ihr Lieben,

werde mir den Film über's i-net ansehen.
Nachdem mein Vater und mein Mann an Krebs verstorben sind war mein 1. Gedanke: Lieber Gott, lass es bei mir schnell gehen!!!! Einfach umfallen ...und tot!
Nach einigen Überlegungen -auch dank Dir, liebe Ellen- bin ich auch zu der Überzeugung gelangt, dass ein langer Abschied für meine kleine Maus -der ja nun schon seinen Papi hat sterben erleben müssen/dürfen- wohl der "bessere" Weg zum Begreifen wäre. Wenn man da von besser/schlechter sprechen kann.
Eigentlich aber ist es gut nicht zu wissen, wie,wann und wo.
Ich bete jeden Tag und bitte darum dass mir die Zeit bleibt bis meine Maus erwachsen ist und sich selbst versorgen kann.

Liebe Grüße
Andrea
kim
 
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Re: Halt auf freier Strecke

Beitragvon Teddy1960 » Mo 18. Feb 2013, 11:08

Hallo Kim,
ich verstehe gut, dass du darum betest.

Ich wünsche mir für mich einen schnellen Tod.
Mein Mann starb bei eienem Autounfall nach Herzinfakt und ich hoffe, dass sein Leiden nur kurz war.
Für uns Angehörige war das natürlich ein Schock, aber ich hätte meinem Mann kein langes Leiden gewünscht.
Er hätte auch damit nur schwer umgehen können.
Es war bereits sein zweiter Infarkt und ich weiß noch, wie schwer es ihm fiel damit umzugehen, dass er nach dem ersten nicht mehr alles so konnte, wie er wollte.

Ich bin dankbar dafür, dass wir danach noch 13 Jahre geschenkt bekamen.
Und auch dafür, dass er unsere Kinder aufwachsen sehen konnte.

Du hast es da ungleich schwerer.
Aber du wirst es schaffen.

Schöne Grüße
Christina
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Re: Halt auf freier Strecke

Beitragvon stuwe » Sa 23. Feb 2013, 11:02

Hallo Marion,

ich habe den Film auch auf DVD angesehen. Im November 2011, als der Film in den Kinos anlief, habe ich ihn leider verpasst, weil erst später davon erfahren. So schaute ich mir bei youtube einzelne eingestellte Szenen an und ich wollte diesen Film unbedingt im Ganzen sehen, obwohl mein Mann keinen Hirntumor hatte, sondern Speiseröhrenkrebs. Im Oktober 2012 war es dann soweit und die DVD kam raus. Ich habe von Anfang an mitgeweint und mir kamen so viele Szenen bekannt vor.

Der Auftakt im Film vor dem Arzt.........das hätten wir beide, mein Mann und ich sein können. Genauso fassungslos haben wir im Dezember 2003 vor dem Arzt gesessen, als uns die schrecklichste Nachricht bis dahin in unserem Leben verkündet wurde. Auch die Szenen des Vorspielens der „heilen Welt“, des „Nichtwahrhabenwollens“, des „Trotzes“ gegen die Krankheit und die Aggressionen auf beiden Seiten während der Zeit der Krankheit ab Diagnose bis zum Tod im Februar 2005, all das konnte ich in dem Film nochmals nachvollziehen und somit wiederholt mein „eigenes“ Schicksal aufarbeiten.

Ein wirklich toller Film, der alle Facetten der Gefühle widerspiegelt und damit ein Tabu im Umgang mit Krankheit und Tod zu brechen versucht.

Aber ich möchte aus meiner Sicht auch auf Deine Frage antworten: Was ist besser, ein plötzlicher Tod oder eine lange Zeit der Vorbereitung darauf.

Wie gesagt, im Dezember 2003 kam bei meinem Mann die Diagnose Speiseröhrenkrebs inoperabel. Seit seinem 16. Lebensjahr hatte er ständiges Sodbrennen, welches er mit Bullrichsalz etc. unterdrückte. Nun war er 46 Jahre, nie beim Arzt deswegen gewesen und bekam die Quittung dafür. Ich vergesse niemals seine Worte zu mir: „Hättest Du das gedacht....dass Sodbrennen zu Krebs führen kann...????“
„NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN“ niemals!!!! Sonst hätte ich ihn wohl an meine Hand gefesselt und ihn zum Arzt geschleift.

Wir hatten die Zeit der Vorbereitung, aber ich habe sie nicht so gesehen. Ich glaubte immer wieder an ein Wunder und versprühte Optimismus. Meine Tochter sagte in der Zeit mal zu mir: „Mama, Du solltest Dich endlich damit befassen, dass Du mit Papa nicht so alt werden kannst, wie Ihr es Euch vorgestellt habt.“ Ich war sooooooo böse über ihre Worte und sagte zu ihr, dass sie gehen soll.

Mein Mann dagegen wollte mit mir immer über den eventuellen Tod reden. Ich blockte immer wieder ab und weinte lieber heimlich, bevor ich dann wieder die „Starke“ spielte.

Dann kam der Tod im Februar 2005 ganz plötzlich mitten in der Nacht. Der Krebs war zwar nicht zurückgegangen, aber die vielen Chemos haben wohl auch seinen Organismus geschädigt. Mein Mann war bis zum letzten Abend nicht bettlägerig. Er ist Auto gefahren, hat Schnee vor dem Haus geschippt, einen Tag zuvor waren wir sogar noch im Kino. „Nichts“ wies auf einen bevorstehenden Tod hin.

Ich hätte eine lange Zeit der Vorbereitung haben können, habe sie aber nicht genutzt. Mein Mann hätte es sicher so gewollt, wenn ich mehr auf ihn und seine Befürchtungen eingegangen wäre.
Das hat mich nach seinem Tod sehr belastet. Aber: Mein Inneres wollte sich einfach nicht vorbereiten. Vielleicht hätte ich dann selbst für ihn nicht so stark sein können? Und er wäre vielleicht noch viel früher nach der Diagnose gegangen? Vielleicht hätten wir aber auch Stück für Stück Abschied nehmen können, wenn ich nicht so auf „Wunder“ programmiert gewesen wäre? Auch das sind Fragen, auf die ich zur Zeit keine Antwort bekomme.

Aber was nützt das letztendlich, wenn das Unfassbare, das Endgültige eingetreten ist. Der Schock und der Schmerz darüber ist der Gleiche, egal ob langer Abschied oder ein Brutaler Plötzlicher. Erst als mein Mann friedlich vor mir lag habe ich wirklich Abschied von ihm nehmen müssen. Im Stillen hoffe ich, dass er jetzt weiß, warum ich mich während seiner Krankheit grade so verhalten habe und nicht anders.

Viele liebe Grüße

Steffi
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